Bra wurde gemeinsam mit ihren Geschwistern als Welpe in einem Karton vor dem Tierheim ausgesetzt. Ihre Brüder und Schwestern fanden schnell ein Zuhause – nur Bra blieb zurück.
Bra zeigte sich von Beginn an als sehr menschenbezogen. Schon als junge Hündin wartete sie sehnsüchtig auf die Tierheimmitarbeiter und begrüßte sie voller Freude mit wedelndem Schwanz – so schnell, dass es fast wie ein Propeller aussah. Sie verteilte gern Küsschen und suchte engen Kontakt, zeigte sich aber bei plötzlichen Bewegungen schreckhaft.
Eine Zeit lang lebte Bra auf einer Pflegestelle mit Hunden, Katzen und Kindern. Die Umstellung fiel ihr schwer. Sie konnte sich nur schwer unter den anderen Hunden einordnen und wirkte überfordert. Mit viel Geduld und der Hilfe eines Hundetrainers besserte sich ihr Verhalten. Leider kam es zu einem Vorfall mit einer der Katzen, sodass Bra schweren Herzens ins Tierheim zurückgebracht wurde. Seitdem steht fest: Katzen sollten in ihrem neuen Zuhause nicht leben.
Inzwischen lebt Bra schon seit über sechs Jahren im Tierheim. Die lange Zeit hat ihre unabhängige Art weiter gefestigt. Sie ist keine Hündin, die ständig die Nähe anderer Hunde sucht – im Gegenteil: Sie zieht sich lieber zurück und meidet den Trubel. Deshalb bleibt ihr Zwinger nachts offen, damit sie sich frei bewegen kann, ohne mit den anderen Hunden ständig konfrontiert zu werden.
Tagsüber, wenn alle Hunde frei laufen, verlässt sie ihren geschützten Bereich kaum. Vor allem junge Hunde necken sie manchmal spielerisch und tun so, als würden sie in ihren Zwinger laufen. Bra zeigt dann die Zähne, um ihre Ruhe einzufordern – nicht aus Aggression, sondern klar aus dem Wunsch heraus, in Frieden gelassen zu werden.
Richtig aufblühen tut sie, wenn man sie für einen Spaziergang allein oder mit ihrem Hundefreund Baldo aus dem Tierheim holt. Diese Zeit genießt sie sichtlich – endlich Ruhe, Natur, Aufmerksamkeit. Auch bei den seltenen Tierarztbesuchen in der Stadt zeigt sie sich erstaunlich souverän, obwohl das Stadtleben für sie völlig ungewohnt ist.
Es schmerzt, zu sehen, wie gestresst sie durch den Daueraufenthalt im Tierheim ist. Dass sie ihren Zwinger kaum noch verlässt, ist ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr sie unter der ständigen Reizüberflutung leidet.
Bra braucht kein volles Haus und keine laute Familie – sondern Menschen, die ihre unabhängige Art schätzen und ihr Zeit lassen, Vertrauen zu fassen. Ein ruhiger Haushalt ohne Katzen wäre ideal. Am besten bleibt sie Einzelhund, aber mit einem ruhigen, nicht aufdringlichen Zweithund, könnte es auch funktionieren.
Ein Haus mit Garten oder ländliche Umgebung wären perfekt, da sie sich draußen wohlfühlt. Spaziergänge liebt sie, und sie läuft gut an der Leine. Bra sucht keine ständige Aufmerksamkeit – aber sie weiß Nähe zu schätzen, wenn sie auf ihre Weise und in ihrem Tempo kommt.
Bra ist eine treue Seele, die sich nach einem Ort sehnt, an dem sie einfach sie selbst sein darf – ohne Druck, ohne Lärm, ohne Stress.